Kinderpatenschaft

„Ein Euro im Monat auszugeben ist für uns ein Klacks, aber es rettet ein Leben!“

Champa Kumari ist zwölf Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in einer Hütte in einem kleinen Dorf in Indien. Ihre Behausung hat zwar einen Strom-, aber keinen Wasseranschluss. Champas Vater ist Tagelöhner und ihre Mutter Hausfrau. Eine Schulbildung für ihre Tochter könnte sich die Familie nicht leisten. Armut, keine Ausbildung, kein vernünftiges regelmäßig Einkommen, Kinderheirat usw.: Ein Entkommen aus diesem Teufelskreis wäre so nicht möglich.

Dies ermöglichen aber die 20 Schülerinnen und Schüler der Klasse M-10b der GMS Untergriesbach. Zusammen mit ihrem Klassenlehrer Robert Geier unterstützen sie die Inderin mit einer Patenschaft über die Kindernothilfe e.V. in Duisburg.

Bereits an seinen vorherigen Schulen in Hauzenberg und Pocking hat Lehrer Robert Geier das Langzeitprojekt zum Thema Menschen- und Kinderrechte gestartet. So hat er sich mit seiner damaligen Klasse in Pocking entschlossen, eine Patenschaft für ein in Armut lebendes Kind aus einem Entwicklungsland zu übernehmen. Bei der Sendung „Ein Herz für Kinder“ wurde der Lehrer auf solche Patenschaften aufmerksam und fand bei seinen Schülern schnelle Unterstützung. Die Kosten für eine derartige Patenschaft beim der deutschen Kindernothilfe (Erkennungszeichen ist das „blaue Kreuz“) betragen zurzeit 39 Euro im Monat. Mit diesem Geld wird der Schulbesuch des Kindes ermöglicht. Mittlerweile das vierte Kind, dem dadurch eine Schulbildung mit einem Abschluss ermöglicht wird.

Als Robert Geier vor zwei Jahren an die Mittelschule Untergriesbach kam, haben sich auch seine 20 Schülerinnen und Schüler sofort bereit erklärt, das Projekt fortzusetzen. Das Prozedere ist einfach: „Ein Schüler sammelt jeden Monat einen Euro vom Taschengeld seiner Klassenkameraden ein, den Rest lege ich drauf. Über einen Dauerauftrag werden die 39 Euro abgebucht.“, erklärt der Pädagoge das Konzept. Und die Patenschaft hat noch nie ein Schüler in Frage gestellt, obwohl sie jederzeit beendet werden könnte.

Was hat die Klasse zur Teilnahme am Projekt bewegt? „Weil uns ein Euro im Monat nicht weh tut und weil wir helfen wollen!“, lautet die Antwort. Im Unterricht haben sich die Schüler näher mit Indien und den Lebensumständen dort befasst. Die Klasse bekommt auch Post des indischen Mädchens. Anfangs Zeichnungen und Fotos, nun bereits Briefe in Englisch. Und auch die Schule und die Projektbetreuung vor Ort schickt regelmäßig einen Jahresentwicklungsbericht an die Abschlussschüler aus Untergriesbach.

Wie geht es weiter, wenn die Jugendlichen nun bald die Schule verlassen? „Meine neue Klasse übernimmt die Patenschaft“, ist sich Robert Geier schon jetzt sicher. Im kommenden Schuljahr geht dieses Patenschaftsprojekt dann schon ins 21. Jahr! Und wenn die Patenschaft noch andauert, kann Champa sogar einmal ein Studium beginnen: Sie möchte nämlich Lehrerin werden.

Für das kleine indische Mädchen ist es eine Lebensperspektive, für den einzelnen Schüler aus Untergriesbach nur ein Euro im Monat. „Warum macht das eigentlich nicht jede Klasse in unserem wohlhabenden Land?“, das fragte sich noch ein Schüler der Mittelschule.

Text/Foto: Robert Geier

GMS Admin

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