Im Online-Unterricht hatten wir schon viel über den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg erfahren.
Bei zwei Exkursionen Ende Juni konnten wir endlich erkunden, wie sich dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte auf die Menschen in unserer Heimat ausgewirkt hat.
Unsere erste Station war das ehemalige Konzentrationslager in Mauthausen. Es wurde schon vor Kriegsbeginn 1938 von den Nationalsozialisten gebaut und dort fanden über 80000 Menschen den Tod. Im Konzentrationslager Mauthausen galt die Devise „Tod durch Arbeit“. Unter für uns heute nicht mehr begreifbaren Umständen mussten die Inhaftierten bis zur Erschöpfung arbeiten und waren dabei immer den Schikanen der SS-Aufseher ausgesetzt. Besonders das Krematorium, wo hunderte Erinnerungsbilder hängen, ließ niemanden von uns kalt. Auch im „Raum der Namen“, wo alle bekannten Namen der Opfer aufgeschrieben sind, ließ uns die Dimension des Tötens erahnen.
Unser zweiter Berührungspunkt mit der Geschichte war der Rundgang durch Untergriesbach, den wir gemeinsam mit dem Kreisheimatpfleger Georg Schurm unternommen haben. Begonnen haben wir beim Kriegerdenkmal, wo die Namen aller Gefallenen aus der Gemeinde Untergriesbach seit 1914 aufgeschrieben sind.
Weiter ging es in die Kirche zum „Gelöbnis im Kriege“: Im April 1945, als den meisten Menschen klar war, dass der Krieg zu Ende gehen würde, setzte man dieses Gelöbnis auf mit dem Versprechen, dass man jeden 13. im Monat eine Messe halten werde, wenn Untergriesbach den Krieg unbeschadet überstehen würde. Obwohl fanatische Hitler-Anhänger die Menschen noch an die Waffen zwingen wollten, ging die Übernahme durch die amerikanischen Truppen friedlich über die Bühne. Noch heute wird zum Dank jeden 13. im Monat eine Messe gehalten.
Bei den Stolpersteinen vor dem Blumenladen „Toscana Flair“ berichtete Herr Schurm von der – bis Kriegsbeginn angesehenen und im Ort beliebten – jüdischen Familie Plaschkes/Fleischmann, die bis auf einen Sohn von den Nationalsozialisten in Konzentrationslagern getötet wurde. Diese eingelassenen Steine, die es in ganz Deutschland gibt, machen auf jüdische Opfer des NS-Regimes aufmerksam.
Für unseren nächsten Halt wanderten wir bis zum Gedenkkreuz am Fußweg zum „Gruber Woadl“, wo sich 1945 ein Kriegsgefangenenlager der Amerikaner befand. Dort wurden unter freiem Himmel alle von den Amerikanern gefangengenommenen deutschen Soldaten zusammengefasst. Die Bedingungen waren katastrophal. Der Heimat so nah wurden einige Soldaten sogar an die Russen verkauft und nach Sibirien deportiert.
Zurück am Kriegerdenkmal bekräftigte Herr Schurm noch einmal, dass Krieg niemals eine Lösung für politische Probleme sei. „Er sagte: „Wenn diese Menschen, deren Namen wir hier an diesen Tafeln lesen, erzählen könnten, welche Grausamkeiten sie erlebt haben, dann würde es keinen Krieg mehr geben“.
Text/Fotos: Elke Krinninger