mit Herrn Georg Schurm (Kreisheimatpfleger) am
Montag, 14. Oktober, 8:00 – 9:20 Uhr
1. Station: Kriegerdenkmal
- Ursprünglicher Standort: am Marktplatz, seit 2002 vor der Mittelschule
- Zum Gedenken an alle Gefallenen und Vermissten der 1. Und 2. Weltkrieges aus Untergriebach, Oberötzdorf und Lämmersdorf
- ca. 200 Gefallene und Vermisste über 18-jährige Wehrmachtssoldaten
- Ergänzung: ein Gefallener aus dem Afghanistan-Krieg 2010: Josef Kronawitter
- Hoffentlich nie mehr wieder Krieg! Haben wir aus der Geschichte gelernt!?
2. Station: Kirche
- April 1945: Kriegsende ist absehbar; US-Amerikaner im Vormarsch (schon in Hauzenberg
- Untergriesbacher haben gehört, dass alle Orte, die sich gegen die Amerikaner noch wehren, völlig zerstört werden (z.B. Waldkirchen, das von Röhrnbach aus bombardiert wurde)
- Orte, die die weiße Fahne hissten, wurden verschont
- Aber die SS-Leute (mit der Hitler-Jugend) drohten den Untergriesbachern: Wer sich mit der weißen Fahne ergibt, werde sofort erschossen
- So versammelten sich an die 200 Untergriesbacher in ihrer Verzweiflung in der Kirche und suchten Schutz; es kam zum „Untergriesbacher Gelöbnis“ am 22. April 1945: Wenn alles friedlich endet, dann werden die Untergriesbacher in Zukunft an jedem 13. im Monat das Gelöbnis in der Kirche wiederholen: Und das ist bis heute der Fall
- Folge: Die letzten SS-ler haben sich schnell nach Wegscheid zurückgezogen, als sie merkten, alle Untergriesbacher halten zusammen und wollen sich den Amerikanern ergeben; und: Die Amerikaner kamen Gott sei Dank so schnell nach Untergriesbach, dass die SS-ler ihr Massaker nicht mehr anrichten konnten!
3. Station: Rathaus/vor Blumengeschäft
- Haus gehörte jüdischer Familie Frischmann, die ein Textilgeschäft führten; die Frischmanns waren sehr beliebt: gerade die Mutter hatte viel getan für verarmte Untergriesbacher (z.B. Kleiderspenden)
- ab 1934 wurde die Familie regelmäßig bedroht, ausgespuckt, gemieden, gemobbt
- 5 Stolpersteine vor dem Haus erinnern an den Tod der Familienmitglieder: bis auf einen Sohn, Eduard, wurden alle im KZ getötet
- Eduard Frischmann emigrierte in die USA, kam nie mehr wieder zurück nach Untergriesbach; er verstarb 2010 und hinterlässt einen Sohn, der heute Physik-Professor in den USA ist
- Die Stolpersteine wurden von einem Kölner Künstler entworfen und finden sich in vielen deutschen Städten wieder; u.a. auch in Passau: immer dort, wo Juden von Nazis verfolgt und getötet wurden
4. Station: Mahnmal bei Grub
- Mai 1945: ca. 3500 deutsche Wehrmachtsoldaten wurden von den Amerikanern bei Grub auf einer Wiese gefangen gehalten (mit Stacheldraht umzäunt), 4 Wochen lang im Freien, ohne Nahrung, versorgt nur mit Wasser!
- Die Amerikaner waren scheinbar überfordert mit diesem schnell errichteten provisorischen Lager, in dem alle festgenommenen deutschen Soldaten aus dem ganzen passauer und österreichischen Raum auf jener Wiese bei Untergriesbach zusammengesammelt wurden.
- Und dann nach 4 furchtbaren Wochen der Gefangennahme: katastrophale Idee, die 3500 Soldaten an die Russen zu verkaufen (5 Dollar pro Mann!): die meisten wurden nach Sibirien verschleppt; nur wenige überlebten die Strapazen in den russischen Gefangenenlagern und kamen in den 1950er Jahren wieder zurück in ihre Heimat nach Untergriesbach
Text/Fotos: Robert Geier